Aufruf

Tübinger Aktionswochen:

Wohnraum regelt der Markt? Regeln wir selbst!

 

Aktuell fehlen etwa 2000 Wohnungen im Landkreis Tübingen, Prognose steigend. Immer mehr Menschen konkurrieren um immer weniger bezahlbaren Wohnraum. Gleichzeitig werden  sogenannte Boardinghouses mit Apartements für Besserverdienende gebaut und die Mietpreisbremse wird von Vermieter:innen umgangen, indem sie Zimmer und Wohnungen möbliert zu überhöhten Mietpreisen anbieten.

Kapitalistische Prinzipien und neoliberaler Wirtschaftspolitik haben Wohnraum zu einer Ware und einem Rendite-Anlageobjekt gemacht.Für einkommensschwache und marginalisierte Menschen ist dabei kein Platz mehr. Aktuell sind 440.000 Menschen in Deutschland wohnungslos.

Durch Arbeitsverbote, Rassismus, Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt, befristete Aufenthaltstitel und Leistungen unterhalb des Existenzminimums geraten gerade auch geflüchtete Menschen auf dem Wohnungsmarkt schnell in Notlagen. Auch Menschen mit Behinderungen sind durch fehlende barrierefreie Wohnungen stärker betroffen als der Durchschnitt der Gesellschaft. Das Recht auf selbstbestimmtes Leben schließt ein, dass Menschen mit Einschränkungen, Pflegebedarf und auch alte Menschen in ihrer eigenen Wohnung leben könnendürfen.

Grundsätzlich gilt: Können sich Menschen die immer weiter steigenden Mieten nicht leisten, werden sie verdrängt oder schlimmstenfalls zwangsgeräumt, wenn sie Profitinteressen im Wege stehen.

Für uns ist klar: Wohnen darf nicht als Ware dem freien Markt überlassen werden! Wohnraum ist Menschenrecht und muss Gemeingut sein! Gebraucht werden nicht nur mehr Wohnungen: Es braucht grundsätzlich mehr bezahlbaren Wohnraum und den Willen, diesen für alle verfügbar zu machen!

Jetzt zum Start des Wintersemesters werden die Probleme des Tübingen Wohnungsmarktes wieder besonders sichtbar: Studierende konkurrieren mit Arbeiter:innen, Familien, Rentner:innen, Geflüchteten und allen anderen, die darauf angewiesen sind, um den wenigen verbleibenden bezahlbaren Wohnraum. Viele kommunale Versuche, diese Situation zu verbessern, verlaufen leider im Sand – so stehen aktuell trotz Zweckentfremdungsverbot etwa 4000 Wohneinheiten im Landkreis Tübingen leer.

Wir rufen daher zu Aktionswochen zum Thema „Wohnen für alle“ auf!

Mit verschiedenen Aktionen werden wir im Oktober auf die verheerende Lage am Wohnungsmarkt aufmerksam machen. Außerdem wollen wir konkrete Beispiele erkunden, wie ein anderes Zusammenleben und -wohnen möglich sein kann.

Der kapitalistische Wohnwahnsinn ist nicht alternativlos, es liegt an uns, die Wohnsituation für alle zu verbessern!